09.07.24
Europa hat gewählt
Expertengespräch mit Professor Ulrich Schlie beim „Europäischen Salon“
Europa hat gewählt – oder eben auch nicht. 51 Prozent Beteiligung im europäischen Durchschnitt sind enttäuschend. Der Anteil der euroskeptischen Abgeordneten wird im neuen EU-Parlament noch höher ausfallen als bislang.
Wie beeinflusst dieses Wahlergebnis die politische Agenda der kommenden fünf Jahre? Wird die Rückbesinnung auf den Nationalstaat, die nicht nur in den Wahlergebnissen zum Ausdruck kommt, in Kombination mit neuen Kräfteverhältnissen im Europaparlament die Brüsseler Politik weniger durchschlagkräftig machen? Ist das ein Fluch oder ein Segen? Und was bedeutet die „Mein-Land-zuerst“- Haltung in vielen EU-Staaten, gepaart mit der Bereitwilligkeit, Russland durch Nachgiebigkeit zu besänftigen, für die Verteidigungsfähigkeit unseres Kontinents?
Darüber sprachen Daniela und Tom Weingärtner mit Professor Ulrich Schlie. Er hält die Henry-Kissinger-Professur für Sicherheits- und Strategieforschung an der Universität Bonn und leitet das Center for Advanced Security, Strategic and Integration. Von 2015 bis 2020 bekleidete er den Lehrstuhl für Diplomatie an der Andrássy Universität in Budapest und gründete dort das Zentrum für Diplomatie. Parallel arbeitete er in Harvard. Von 2005 bis 2014 war er Leiter des Planungsstabes und Politischer Direktor im Verteidigungsministerium.
21.06.24
Sommersonnenwende mit Griseldis
Wenn die kürzeste Nacht dem längsten Tag begegnet, war das zu allen Menschenzeiten ein sehr besonderer Moment. Wir begehen ihn traditionell in unserem Innenhof und lassen uns von Griseldis in ihre Welt entführen.
„Zwischen magischen Feuern“ sollte der Abend stattfinden. Doch das Wetter zeigte seinen eigenen Willen und vertrieb uns ins Haus.
Mit dem Feuerwerk, das die erfahrene Erzählerin mit Worten entfachte, wurden wir mehr als entschädigt. Das Publikum, viele langjährige Fans darunter, dankte es mit herzlichem Applaus.
05.06.24
Europäischer Salon zur Lage in den Niederlanden
Vom Rheinland aus betrachtet sind die Niederlande um die Ecke. Schöne alte Städte, lange Sandstrände, guter Käse, dazu Matjes und Jever. Aber wissen wir, wie unsere Nachbarn wirklich ticken? Die Frage stieß angesichts der aktuellen politischen Entwicklung im Nachbarland auf so großes Interesse, dass der kleine Saal der Villa Weingärtner aus allen Nähten platzte und viele Anfragen nicht berücksichtigt werden konnten.
Zwei ausgewiesene Experten widmeten sich diesem Thema: Die Utrechter Politologin/Historikerin Beatrice de Graaf ließ sich von Dirk Brengelmann befragen, dessen letzter Botschafterposten ihn nach Den Haag führte.
Der Sieg der von Geert Wilders geführten Freiheitspartei im vergangenen November ist ein Alarmsignal für das Superwahljahr 2024 und könnte der Beginn einer Entwicklung sein, die sich in Frankreich und Deutschland fortsetzt. Nach den Erfahrungen, die man in den Niederlanden damit gemacht hat, die strikte Abgrenzung zur extremen Rechten löchrig werden zu lassen, hat De Graaf für deutsche Politiker einen deutlichen Rat parat: Es zahle sich nicht aus, mit Rechtspopulisten zu koalieren. „Die Wähler sind nicht blöd. Die wollen das Original. Die Entwicklung in meinem Land zeigt, dass es nur dazu führt, dass solche Positionen salonfähig werden.“
Ausführlich schilderte die Wissenschaftlerin, warum in den einst so liberalen (und von vielen deutschen Nachbarn noch immer für liberal gehaltenen) Niederlanden eine extrem fragmentierte Parteienlandschaft ein ebenso zersplittertes Parlament hervor gebracht hat, in dem wütende Bauern und der islamischen Migration überdrüssiger Mittelstand eine derart unheilige Koalition an die Macht brachten.
Mehr als sechs Monate nach der Wahl zeichnet sich zwar eine Expertenregierung ab, aber die meisten Punkte aus der Koalitionsvereinbarung widersprechen europäischem Recht und könnten erst nach einem Austritt aus der EU umgesetzt werden. Dieses von ihm ursprünglich verfolgte Ziel hat Geert Wilders aber inzwischen aufgegeben.
De Graaf ist Geschichtsprofessorin und Politologin in Utrecht und Fellow am Institut CASSIS der Universität Bonn. Sie hat zahlreiche Bücher über die Frage geschrieben, wie Terrorismus entsteht und wie er bekämpft werden kann. Ihre Arbeit siedelt sich an der Schnittstelle zwischen Politikbeobachtung und historischer Forschung an. Dirk Brengelmann ist Dozent an der Universität Bonn für Internationale Beziehungen. Er war von 2016 bis 2021 deutscher Botschafter in den Niederlanden.
24.05.24
Ziegler & Zens Krieg und Liebe
Mehr als drei Monate Vorarbeit investierten Margarete Ziegler (Chanson) und Edgar Zens (Piano) in ihr erstes gemeinsames Programm: Krieg und Liebe. Die Mühe hat sich gelohnt. Fans beider Künstler füllten den Saal, längst nicht alle Anfragen konnten berücksichtigt werden. Die Gedichte und Lieder aus der Zwischenkriegszeit warfen im ersten Teil ihr düsteres Licht, Klavier und Sprechgesang wirkten kongenial zusammen und verstärkten die dunkle Grundstimmung der auch heute wieder brandaktuellen Inhalte. Nach der Pause ging es fröhlicher zu, frech und frivol. Gedichte über Liebeslust und Liebesleid aus männlicher und weiblicher Perspektive provozierten im Publikum viel Schmunzeln und Gelächter, aber auch manches versonnene Kopfnicken. Für alle, die Ende Mai nicht zum Zuge kamen, gibt es bei der Wiederholung am 27. September eine neue Chance.
04./.05.05.24
Offene Ateliers: Gabriele Geier und Birgit Zimt
An 17 ganz unterschiedlichen Standorten in Unkel und Scheuren gab es dieses Jahr künstlerische Objekte und Kunsthandwerk zu sehen. Der Parcours startete zum ersten Mal nicht in der Innenstadt, sondern in Scheuren, was viele Besucher in den verwinkelten Ortsteil lockte.
Die Kreativen luden entweder in ihre eigenen Ateliers ein oder sie schlüpften für ein Wochenende an besonderen und schönen Plätzen in der Stadt unter. Gabriele Geier aus Bad Honnef zeigte in der Villa Weingärtner ihre aktuellen plastischen Arbeiten. Birgit Zimmermann aus Unkel verwandelte mit ihren großflächigen Acrylarbeiten unsere weißen Wände in ein buntes Panorama.
19.04.24
Europäischer Salon zum Nahen Osten
mit Bernhard Kampmann (zuletzt in Jordanien stationierter deutscher Botschafter aD) und Matthias Kopp (Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz)
Unter dem Stichwort „Nahost-Konflikt“ beherrschen Nachrichten aus der Region seit Jahrzehnten die Schlagzeilen. Ein Ausweg aus dem Gewirr widerstreitender Interessen zeichnet sich nirgendwo ab. Eine mögliche friedliche Koexistenz von Israelis und Palästinensern scheint mit der aggressiven israelischen Siedlungspolitik, dem grausamen Hamas-Überfall am 7. Oktober und der israelischen Militäraktion im Gazastreifen in immer unerreichbarere Ferne zu rücken.
Täglich neue Meldungen von gezielten Vergeltungsschlägen und der darauf erfolgenden Reaktion lassen die Welt besorgt auf das Pulverfass Nahost schauen. Wie aber stehen die Nachbarn Jordanien, Ägypten, Saudi-Arabien zu dem Konflikt? Wer verfolgt welche Interessen und wer zieht im Hintergrund die Fäden? Bernhard Kampmann und Matthias Kopp gelang es, kenntnis- und erfahrungsreich den Blick einmal aus ganz anderer Perspektive auf ein sehr altes Problem zu richten.
Ihr Fazit: Aus eigener Kraft werden es die Beteiligten nicht schaffen. Die USA müssten viel stärker auf Israel einwirken, um die humanitäre Katastrophe im Gazastreifen zu beenden und den Siedlungsbau zu stoppen. Das Mullah-Regime im Iran stellt nicht nur Israels Existenz infrage, es bringt auch die umliegenden Monarchien und die säkularen Diktaturen der Region in Bedrängnis. Ein Machtwechsel in Teheran könnte den Konflikt entschärfen, aber nicht aus der Welt schaffen. Zusätzlich bräuchte es entschiedene Signale der Internationalen Gemeinschaft, zum Beispiel die Anerkennung des palästinensischen Staates durch den Sicherheitsrat und eine kompromissbereitere neue Regierung in Tel Aviv.
Matthias Kopp ist Archäologe, Publizist und Nahostkenner. Er hat die Reisen gleich dreier Päpste ins Heilige Land vorbereitet und begleitet. Seit 2009 spricht er für die Deutsche Bischofskonferenz. Bernhard Kampmann blickt als Diplomat aD auf eine vielseitige Laufbahn zurück, mit Stationen im Senegal, in Südafrika, als Berater des German Institute of Global and Area Studies und zuletzt als deutscher Botschafter in Jordanien.
06.04.24
Chopin – eine Biographie in Klängen
Vergangenes Jahr war er als Begleiter von Elena Gonscharova bei uns, diesmal kam er mit eigenem Programm: Roman Salyutov, Chef des Sinfonieorchesters Bergisch Gladbach, Konzertpianist, Dirigent und Musikwissenschaftler.
Die Vita des polnisch-französischen Komponisten, Pianisten und Klavierpädagogen Szopen lässt er anhand zahlreicher Episoden und Klavierbeispiele für uns lebendig werden. Vor allem die Frauen spielten in Leben und Schaffen des sensiblen Musikers eine große Rolle. Dieses für ihn delikate Thema – Chopin war ein ausgesprochen introvertierter Charakter – ist ebenso bedeutungsvoll für sein Werk wie das Zugehörigkeitsgefühl zu seinem Geburtsland Polen und die Sehnsucht nach dieser Heimat. Durch die ausgewählten Werke – Polnonaisen, Mazurken, Balladen, Nocturnen und vieles mehr – ermöglicht Salyutov den Zuhörern einen tieferen Einblick in die Empfindungen und Motive des Künstlers.
02.02.24
Gesammelte Heiterkeiten
Von Ringelnatz bis Bukowksi, von Kästner bis Karl May – das inzwischen in Unkel renommierte Duo Larissa Lae und Rainer Selmann brachte sein Publikum zum schmunzeln, zum gruseln und zum staunen. In der Pause gab’s wie immer angeregte Gespräche und einen herzhaften Imbiss. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen war das Haus ausverkauft. Nun freuen wir uns auf weitere Schmankerl aus der Weltliteratur.